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Selbsthilfe in Zeiten der Pandemie

 

Treffen der Offenen Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen im Kreis Recklinghausen

 

Recklinghausen. Zu einem offenen Erfahrungsaustausch trafen sich ehrenamtliche Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter in der Selbsthilfe-Kontaktstelle am Oerweg.  Den meisten Gruppen ist es auch in den Zeiten der strengen Kontaktbeschränkungen gelungen, in irgendeiner Form Kontakt zu ihren Gruppenmitgliedern zu halten. 

• Elektronische Medien: Hilfsmittel- kein Heilmittel

 

Einige Gruppen führten ihre Gruppensitzungen mit Beginn der Corona-Pandemie als online- Sitzung durch. Die Erfahrungen hierzu sind vielfältig, oft auch ambivalent. Gruppen, die großen Verbänden angehören, konnten vielfach auf deren digitale Infrastruktur zurückgreifen bzw. diese nutzen. Kleinere, freie Gruppen mussten hier ihren Weg alleine finden. Einige Gruppen verzichteten bewusst auf den digitalen Austausch. Parallel zu Online-Videokonferenzen nutzten die Gruppen häufig auch das „klassische“ Telefongespräch, um mit ihren Gruppenmitgliedern in Verbindung zu bleiben oder aber auch für Beratungsangebote zur Verfügung zu stehen.

 

• Mehrbelastung für Ehrenamtliche, persönliche Begegnung fehlt

 

Insgesamt wurde deutlich, dass durch die Pandemie eine erhebliche Mehrbelastung in der ehrenamtlichen Arbeit auftrat. Dies lag einerseits an der Vielzahl von Kommunikationskanälen, die von den Ehrenamtlichen zu bedienen waren, zum anderen in der Qualität der Anfragen. Gerade in den Zeiten der Lockdowns / Shutdowns erreichten die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Selbsthilfegruppen Menschen, die ihre psychische Not deutlich gemacht haben.  Schwierig empfanden die Selbsthilfe-Verantwortlichen insbesondere in solchen Situationen die mangelnden Möglichkeiten der persönlichen Begegnungen. Auf Grund der Schließung vieler öffentlicher Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten war es für die Ehrenamtlichen hier aber auch schwer, an entsprechende Stellen in solchen Situationen zu verweisen. 

 

• Verständnis für die Maßnahmen, nur vereinzelt Austritte

 

Insgesamt mit viel Verständnis haben die Gruppenmitglieder auf die getroffenen Kontaktbeschränkungen reagiert. Nur vereinzelt kam es zu Austritten. Mitgliedergewinnung und Mitgliederpflege wurden in der Pandemie als außerordentlich schwierig bis unmöglich erlebt. Auf die stufenweise erfolgten Lockerungen reagierte die Mehrzahl der Gruppenmitglieder mit großer Wiedersehensfreude und einer hohen Motivation, Präsenzveranstaltungen zu besuchen. In Gruppen, in denen erfolgreich Online-Gruppen etabliert wurden, bleiben diese teilweise auch zukünftig als orts- und zeitautonome Möglichkeit der Selbsthilfe erhalten.

 

• Wünsche für 2022

 

Für die nächsten Monate wünschten sich die Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter wieder mehr Präsenztreffen und Möglichkeiten der persönlichen Begegnungen unter Wahrung von entsprechenden Schutz- und Hygienemaßnahmen. Für die Durchführung von Gruppentreffen wünschten sich die Gruppenverantwortlichen Räumlichkeiten, die eine Umsetzung des jeweils gültigen Hygienekonzeptes ermöglichen.  Bemängelt wurde insgesamt die relativ geringe mediale Präsenz des Themas Selbsthilfe im vergangenen Jahr. Hier besteht der Wunsch nach Herstellung einer breiteren Öffentlichkeit, um die Bedeutung und Wichtigkeit der Selbsthilfe in der Bevölkerung zu verdeutlichen.